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Januar 14, 2012

6. Woche

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Von Fußball und Raupkopien

Am Sonntag fuhr ich mit Godwin nach Bukoba um das Fußballspiel Manchester United gegen Manchester City anzuschauen. Allerdings geht man hierzu nicht in eine wie bei uns gewohnte Kneipe oder Restaurant sondern in eine Hütte, die größtenteils aus zusammengeschusterten Wellblechen besteht und von Manchester-Postern zusammengehalten wird. Für diesen Medienluxus zahlt man umgerechnet 20cent und sitzt zusammengequetscht auf hochgestellten Sitzbänken, die stark an Hühnerstangen erinnern.

Unabhängig davon kann man sich aber „als reicher Weisser“ für umgerechnet 1,50€ Filme kaufen und bequem auf dem Sofa anschauen. Allerdings bekommt man hier für das Geld nicht nur eine, sondern gleich 20 offiziell verpackte Raupkopien auf eine DVD gepresst und für diesen kostengünstigen Zeitvertreib bin ich zutiefst dankbar, wenn mich die Regenzeit mal wieder stundenlang ans Haus fesselt

Schreinerei

Doch natürlich rief auch die Arbeitet und ich habe diese Woche ein weiteres Projekt, die Schreinerei, besucht.
Es ist ein Ausbildungsbetrieb, in welchem Halb-und Voll-Waisen kostengünstig das Schreinerhandwerk beigebracht wird. Die Ausbildung dauert 3 Jahre und die Schüler lernen Stühle, Tische, Betten etc. herzustellen und bekommen zudem Theorieunterricht, sodass sie im dritten Lernjahr einen national anerkannten Test ablegen können.
Nach Abschluss der Ausbildung bekommen sie zudem eine Basis-Handwerker-Ausstattung von den Schwestern gestellt, mit der sie sich entweder Selbstständig machen können oder einfacher eine Einstellung in einem Unternehmen finden können.
Leider trägt sich das Projekt aus dem Verkauf von Möbeln noch nicht selber und ist nach wie vor auf Spenden angewiesen. Es mangelt zudem an Werkzeug, Stau-Raum für die Rohmaterialien und das Klassenzimmer für den Theorieunterreicht ist viel zu klein, da darin nur 12 (!) Schüler unterrichtet werden können.
Zudem gibt es viel regionale Konkurrenz und einen dadurch bedingten Mangel an Kunden, weshalb es nun gilt, die Schreinerei und ihre Produkte effizienter zu vermarkten, beziehungsweise durch gute Werbung so viele potentielle Kunden wie möglich zu erreichen.
Ein grundsätzliches Problem, welches durch die Bank alle Projekte der Schwestern betrifft ist der lange Weg, den die Waisen zur Arbeit oder Ausbildung zurücklegen müssen. So müssen einige bis zu 20km zu Fuß zurücklegen, da sie sich kein Fahrrad leisten können. Dies hat zur Folge, dass einige gar nicht erst in die Projekte aufgenommen werden können oder schlichtweg zu erschöpft sind, um den restlichen Tag körperlich anstrengende Arbeit zu verrichten.

Tansanianisches Bildungssystem

In Nyaigando haben diese Woche haben jene Schüler Mathematik-Prüfung geschrieben, die die nationale Grundschulprüfung nicht bestanden.
Ich habe die Antworten korrigiert und kann jetzt die Frustration nachvollziehen, die meine Mathematik-Lehrer bei der Verbesserung meiner Arbeiten empfunden haben müssen!
Die Schwestern nehmen diese Kinder auf, um sie sie in einem ihrer Projekte unterzubringen und sie somit vor dem vorprogrammierten Scheitern in der Berufswelt zu retten. Der Test hilft den Schwestern, das ungefähre Lernniveau der Kinder zu erfahren und ist kein Ausschlusskriterium für die Annahme.
Dass die Schüler die nationalen Tests an der Grundschule nicht bestehen liegt weniger an mangelnder Motivation oder geistigen Fähigkeiten, als an dem miserablem Zustand der öffentlich geführten Schulen in Tansania. Die Lehrer werden extrem schlecht bezahlt, die Klassenzimmer sind hoffnungslos überfüllt und es gibt bei weitem nicht genügend Schulmaterialien.
Im Kontrast stehen hierzu die privaten Schulen, die bis zu das 10-fache (!) an Schulgebühren verlangen, motivierte Lehrkräfte (da gut bezahlt) einstellen und den Unterricht dank besserer Schulausstattung anschauliche gestalten können.
Bildung ist ein universelles Gut, auf das jeder, gleich welcher sozialen Schicht oder Einkommensstufe er angehört, Zugriff haben sollte. Dieses Grundrecht wird jedoch durch die Privatisierung des Bildungssektors pulverisiert. Es kommt zu einem Teufelskreis, in welchem Reiche dank guter Bildung reicher werden und Arme ohne Perspektive auf der auf der Straße landen.
Wenn in Deutschland über Fachkräftemangel geklagt wird, so ist dies nichts im Vergleich zu deren Bedarf in Tansania, wo teilweise Kinder noch nach 4 Jahren Grundschule Analphabeten sind!

 

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